Vom Eis des Himalayas und Minen in Tansania

Zum Thema „Crisis and Disaster Management“ trafen sich Alumni und Professoren des Studiengangs Photogrammetry and Geoinformatics vom 29. April bis 05. Mai in Kish/Iran im Rahmen der 8. AGSE-Konferenz und Summer School. In Vorträgen, Workshops und Exkursionen erläuterten und diskutierten sie vielfältige Projekte und Methoden der Geoinformatik, Fernerkundung und Raumplanung im Rahmen des gesamten Katastrophenmanagement-Zyklus, der Vorbereitung, Bewältigung, Wiederherstellung und Minderung von Katastrophen.

Dieses Jahr trafen sich Alumni und eingeladene internationale Experten für eine Woche auf dem internationalen Campus der Universität Tehran. Der Campus befindet sich auf der Insel Kish im Persischen Golf. Neben der guten Lage bietet der Standort zwei wichtige Vorteile: sie ist eine Freihandelszone und die Einreise über Dubai ist ohne ein Iranisches Visum möglich. Die Standorte der Universitäten auf der Insel sind somit ein sehr wichtiger Ausgangspunkt für deren Internationalisierungsbestrebungen, Gäste sind herzlich willkommen. Konferenzleiter waren Prof. Hossein Arefi und Prof. Franz-Josef Behr. Seitens der HFT haben ebenfalls Prof. Dietrich Schröder, Prof. Michael Hahn sowie Dr. Anja Ernst an der Summer School teilgenommen.

„Geoinformation for a better world“ – unter diesem Motto finden AGSE-Konferenzen seit 2008 in verschiedenen Ländern statt. AGSE steht für „Applied Geoinformatics for Society and Environment” und ist damit ein Thema, dem sich viele der oftmals aus Schwellen- und Entwicklungsländern stammenden Alumni des Studiengangs sehr verbunden fühlen. Die Auswirkungen von natur- oder auch menschgemachten Katastrophen haben in Ihren Heimatländern gravierende Auswirkungen auf die Gesellschaft, seien es Überschwemmungen in Sri Lanka, Sturzfluten in Kenia oder austrocknende Flüsse in Indien, Landabbrüche in Kolumbien und Bogota, versalzene und austrocknende Seen, Erdbeben im Iran, Nepal und Bangladesch, oder eben auch menschgemachte Katastrophen durch Straßenbau in Nigeria und (illegalen) Erzabbau in Tansania.

Von den Veränderungen sind Menschen und Natur stark betroffen. Viele der Projekte beschränken sich daher nicht auf die reine Datenerfassung und Kartierung, sondern möchten Möglichkeiten zur frühen Warnung sowie praktische Hilfestellung zur schnellen Entscheidungsfindung geben, zum Beispiel, wann welche Region evakuiert werden muss.

Kultur ins wissenschaftliche Programm eingebettet

In Keynotes, Vorträgen und Workshops wurden Wissenschaft und Praxis angesprochen. Neue Technologien wurden nicht nur theoretisch vermittelt, sondern mit hohem Praxisanteil direkt ausprobiert. Ein Highlight war hier sicher die Aktivitäten rund um das Thema Unmanned Aerial Vehicles (UAV). Nach einer theoretischen Einführung in die aktuellsten Entwicklungen und resultierenden Einsatzmöglichkeiten in der Zustandserfassung wurden mittels Dronen Luftbilder der historischen Stadtruine Harireh aufgenommen, die im weiteren Verlauf der Summer School in Workshops verarbeitet wurden. Die Verbindung von Kultur, Theorie, praktischer Auswertung sowie die Einbindung internationaler Experten und eines Start-ups vor Ort machten diesen Teil zu etwas ganz besonderem.
Weitere Vorträge zum Thema Deep Learning, Radar Remote Sensing und Smart Spatial Data Fusion gaben tiefe Einblicke in deren Einsatzmöglichkeiten. Aber auch zu „hands-on“ Ansätzen wurde viel diskutiert. Als Keynote-Speaker hat Sylvia de Laborderie über die Erfahrungen in der Zusammenarbeit der Nichtregieerungsorganisationen CartONG und Ärzte ohne Grenzen vorgestellt, und Alumni berichteten über Ihre Ansätze und Erfahrungen mit Apps für Smartphones.
„We will further intensify our networking!“
Die Vielfältigkeit der Projekte und Themen spiegelt das weltweite Alumninetz des Studiengangs Photogrammetry and Geoinformatics sehr anschaulich wider. Die Alumni aus mittlerweile 17 Jahrgängen waren sich einig: „Wir können so viel voneinander lernen und profitieren!“ Neben den durch die HFT organisierten AGSE-Konferenzen sollen die Aktivitäten deutlich ausgebaut werden. Gestartet wird mit einer gemeinsam gestalteten eLearning-Plattform, hierfür ist bereits eine finanzielle Förderung seitens des DAAD zugesagt, ebenso für die nächste Sommer School 2018. Darüber hinaus besteht großes Interesse an gemeinsamen Anträgen bei Forschungs- und Auftragsausschreibungen sowie der gemeinsamen akademischen Betreuung von Studenten bei Master- und Doktorarbeiten.
Auch die Zusammenarbeit von HFT und University of Tehran soll ausgebaut werden. Über einen Austausch von Studierenden, Mitarbeitern und Lehrenden wurde gesprochen – bis hin zu einem möglichen Double oder Joint Degree in der Zukunft.
Die Summer School wurde seitens des DAAD und des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sowie von der Knödler-Decker-Stiftung gefördert.

Dr. Anja Ernst

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *